Die Postkutsche – ein Purkersdorfer Wahrzeichen
rundschau, Stadtzeitung für Purkersdorf 4 (2009) 16-17.
Anfang Oktober wird die Purkersdorfer Postkutsche renoviert und in neuem Glanz nach Purkersdorf zurückkehren. Nach einer langen und intensiven politischen Diskussion konnte Dank der Unterstützung von Landesregierung, Bundesdenkmalamt, privater Sponsoren und der unermüdlichen Tätigkeit von Bürgermeister Mag. Karl Schlögl im fund- raising die Restaurierung finanziert werden. Die Postkutsche, ein Teil des Stadtmuseums Purkersdorf, wird in der Garage neben dem Schlosspark ihr zu Hause finden. Im Stadtmuseum hat sich ein Team zur Betreuung der Postkutsche gebildet, das auch die Renovierung technisch begleitet hat. Dabei ist besonders Herrn Hubert Schöny aus Breitenfurt, dem Kutschenexperten Herrn Hans August Krasensky und Herrn Georg Langer zu danken, die ihr Fachwissen und ihre Kenntnisse zur Verfügung gestellt haben.
Die Postkutsche muss als Purkersdorfer Wahrzeichen bezeichnet werden. In den 1960er Jahren war die historische Stellung Purkersdorfs als Poststation ein Ansatzpunkt der historischen Verortung und Identitätsfindung nach Krieg und Eingemeindung zu Wien bis ins Jahr 1954. Das klassizistische Posthaus am Hauptplatz, der Meilenstein vor der Bank Austria, die Sgraffiti am Rathaus und am ehemaligen Mauthaus Hauptplatz 8 zeigen die Bedeutung des Postverkehrs in der Purkersdorfer Geschichte. Auch die Sonderpostmarke zum Tag der Briefmarke 1968 zeigt den Götterboten Hermes der Purkersdorfer Poststation. Das Mitteilungsblatt des Purkersdorfer Heimatmuseums hatte den Titel „Die Postkutsche“ und in den 1970er Jahren war die Postkutsche das Markenzeichen der Purkersdorfer Gewerbetreibenden. Aus Werbezwecken fuhr die Postkutsche in der Adventzeit durch Purkersdorf um Werbung für den Einkauf in Purkersdorf zu machen. Anlässlich der Stadterhebungsfeierlichkeiten im Jahre 1967 war die Postkutsche eine der größten Attraktionen.
Die Purkersdorfer Postkutsche ist ein in Europa einzigartiges Zeugnis der Verkehrsgeschichte. Im 19. Jahrhunderts war die Postkutsche im privaten Liniendienst als Pferdeomnibus zwischen Sieghartskirchen und Wien – Fünfhaus unterwegs. Dies ermöglichte den Reisenden die direkte Verbindung, da nach dem Bahnbau die Postlinie nur mehr von Purkersdorf nach Sieghartskirchen führte.
Die Lage Purkersdorfs an der Reichstraße von Wien nach Linz führte vor dem Bau der Westbahn viele Persönlichkeiten durch Purkersdorf und machte den Ort zu einer Transitstation der Weltgeschichte. Wenn die restaurierte Postkutsche wieder in Purkesdorf zu sehen sein wird, dann tauchen die Bilder der Geschichte wieder auf.: wir sehen W. A. Mozart wie er sich von seinem Vater verabschiedet, Erzherzogin Marie Antoinette und Jahre später Erzherzogin Marie Luise auf der Fahrt zur Hochzeit nach Paris, Napoleon, der in Purkersdorf nächtigte, Papst Pius VI., der die Purkersdorfer Bevölkerung segnete. Auch Casanova soll sich in der Poststation aufgehalten haben. In der Purkersdorfer Postkutsche reisten sicherlich viele Wiener Sommerfrischler und Ausflügler, die im 19. Jahrhundert ihren Urlaub im Umland der Großstadt verbrachten. Somit ist dieses einzigartige Fahrzeug ein Zeugnis der dynamischen Entwicklung eines Ortes an einem internationalen Verkehrsweg. Bis heute ist Purkersdorf geprägt von der guten Erreichbarkeit in der Nähe zur Großstadt, obwohl in der Gegenwart Verkehrsentwicklung sowohl als Grundlage von wirtschaftlicher Entwicklung, als auch als ein Problem für die Anrainer gesehen wird. Als umweltfreundliches historisches Fahrzeug vermittelt die Postkutsche allerdings ein positives Image von räumlicher Mobilität und ist ein Symbol für die frühe dynamische Entwicklung des Ortes.