GR Dr. Christian Matzka
Der Kulturausschuss und der Gemeinderat der Stadtgemeinde Purkersdorf haben beschlossen, das Purkersdorfer Heimatmuseum in Purkersdorfer Stadtmuseum umzubenennen.
Um dem Museum ein neues Image zu verleihen, erscheint dieser Schritt als absolut notwendig.
Die Bezeichnung „Heimatmuseum“ führte die Purkersdorfer Institution seit 1967, als im Rahmen der Stadterhebung die neuen Räume im Rathaus, 1. Stock (heute Bürgermeisterzimmer), für das Heimatmuseum adaptiert wurden.
Es sprechen mehrere Gründe für den Schritt der Neubenennung. Der Begriff „Heimat“ wird viel diskutiert und hat auch für viele Menschen einen negativen Beigeschmack. Heimat lässt sich nicht einheitlich definieren. Ist das die engere Umgebung des Wohnortes oder des Geburtsortes? Ist Heimat die Region in der man sich zu Hause fühlt? Ist Heimat überhaupt regional zu definieren? Welche Rolle spielt die geistige, politische, kulturelle oder ökonomische Heimat? Im Roman „Heimatmuseum“ beschreibt Siegfried Lenz ein Museum in Schleswig-Holstein, das die Geschichte der ehemaligen Heimat in Ostpreußen beschreibt. Der Kustos macht der Heimatbetrachtung ein Ende, in dem er den „Andachtsschuppen“ (Siegfried Lenz) anzündet. Walter Kempowski befasst sich im Roman „Hundstage“ mit dem Begriff Heimatmuseum. Diese werden meistens von älteren Lehrern gegründet und geleitet. Es werden laut Kempowski Dreschflegel gesammelt, da diese Objekte im Zusammenhang mit der Prügelstrafe in der Schule stehen.
Von Studierenden der Geschichte an der Universität Wien kann man in Seminaren von „verstaubten Heimatmuseen“ hören.
Der Begriff „Heimatmuseum“ lässt viele unerwünschte Assoziationen zu und behindert den Aufbau eines neuen Bildes in der Öffentlichkeit.
Das Purkersdorfer Stadtmuseum erhält einen positiv besetzten Namen. Der Begriff „Stadt“ steht in Purkersdorf für eine positive Entwicklung seit der Stadterhebung 1966/67 und wird auch in mehreren Bezeichnungen verwendet: Stadtrat, Stadtkapelle, Stadtsaal, Stadt- und Kulturzentrum, Stadtbibliothek, Stadtheuriger.
Inhaltlich wird im neu renovierten und adaptierten Stadtmuseum die Geschichte und die Entwicklung Purkersdorfs dargestellt werden. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung eines kleinen Dorfes im Wienerwald, dessen überregionale Bedeutung durch die Verwaltung des Wienerwaldes im Purkersdorfer Schloss und der Lage an der Reichsstraße nach Linz begründet wird. Den Aufstieg zu einem Freizeit- und Wohnort vor der Großstadt Wien nimmt Purkersdorf nach dem Bau der Westbahn. An diese Entwicklung kann dann wieder ab den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts angeschlossen werden.
Die neu adaptierte Schausammlung soll für die Purkersdorfer Bevölkerung einen Blick in die Vergangenheit ermöglichen. Besonders für die vielen Mitbürgerinnen und Mitbürger, die Purkersdorf zu ihrem Wohnsitz gewählt haben, wird das Stadtmuseum die historischen Entwicklungslinien bis in die Gegenwart nachzeichnen.