Vor 70 Jahren: Befreiung Purkersdorfs von der Naziherrschaft
Der 6. April 1945 markiert mit der Befreiung durch die Rote Armee und dem Ende der Naziherrschaft den tiefsten Einschnitt in der neueren Geschichte Purkersdorfs
Purkersdorf gehört erfreulicherweise zu den wenigen Gemeinden in Österreich, in denen die Toten auf den Denkmälern sowohl des ersten als auch des zweiten Weltkrieges „Opfer“, und nicht „Helden“ sind. Aus den einzelnen Denkmälern geht hervor, dass unsere Vorfahren nach den Kriegen im wesentlichen klare, richtige Lehren aus den Weltkriegstragödien gezogen haben, was leider in Österreich durchaus nicht selbstverständlich ist.
Wenn auch noch einiges mit dem unpassenden Weinheberdenkmal zu tun ist, wurde immerhin auch voriges Jahr der „Ort der Erinnerung“ und der „Weg der Versöhnung“ geschaffen, durch den am Purkersdorfer Friedhof nun die wesentlichen Opfer-Gedenkstätten sinnvoll verbunden sind: Dieses nun sehr würdevoll gestaltete Ensemble in schöner Lage, das auf Initiative und Vorarbeiten von Vizebürgermeister Dr. Christian Matzka und DI Dr. Erich Liehr zustande kam, stellt einen neuen wichtigen Bestandteil für das Selbstverständnis unserer Stadt dar.
Zum 70. Jahrestag der Befreiung Purkersdorfs von der Naziherrschaft ist aber auch festzuhalten, dass diese wahrhaft dunkle NS-Zeit auch in Purkersdorf bisher nur teilweise aufgearbeitet ist: etwa die dutzenden Morde an Kindern und anschließenden Selbstmorde vor der Befreiung oder die Widerstandsaktionen.
Josef Baum
Sowjetkosmonaut Alexej Leonow, der am 18. März 1965 als erster Mensch ein Raumschiff verließ und im All schwebte, am 15.3.2015 im Interview mit der der „Presse“:
Presse: „Vor Jahren haben Sie mir gesagt, es sei die beste Entscheidung der Sowjets gewesen, aus Österreich abzuziehen, denn dort, wo sie geblieben sind, wurden sie zu Feinden...“
Leonow: „Davon bin ich überzeugt. Nur in Österreich werden Blumen auf das Denkmal der russischen Soldaten gelegt. Und wir kennen keinen Fall, dass Denkmäler oder Gräber zerstört worden wären“.
Zeitzeugin des antifaschistischen Widerstands
Mit der Fortsetzung der konkreten Erinnerungen einer der ältesten PurkersdorferInnen und einer der noch ganz wenigen lebenden ZeitzeugInnen soll dokumentiert werden, dass auch in der Nazizeit nicht alle „Hurra“ schrien.
Die nach dem Krieg nach Purkersdorf gezogene Hilda Svoboda wird 93 Jahre alt. Sie war während des Krieges mit Frauen und Männern in Penzing im gemeinsamen antifaschistischen Widerstand verbunden (Purkersdorf war damals keine eigene Gemeinde, sondern dem 14. Bezirk angeschlossen). Es waren junge Menschen, die sich im Rahmen von Freizeitaktivitäten der „Naturfreunde“ trafen, dabei aber auch Aktionen besprachen.
Doch die Gruppe wurde laufend kleiner: die männlichen Jugendlichen wurden zur NS-Wehrmacht eingezogen, und als „p. u.“ (politisch unzuverlässig) etikettiert, besonders gefährlichen Einsätzen zugewiesen
Die Widerstandsgruppe im Naturfreundehaus am Höllenstein (Kaltenleutgeben)