PURKERSDORF / Ziviltechniker Dieter Kath distanziert sich von der kritisierten Amortisationsrechnung des Bildungszentrums.
aus der NÖN vom 4. November 2009
VON BURKHARD WEIGL UND DORIS PFEIFFER
Für manche Betrachter nicht nachvollziehbare Berechnungen legte Bürgermeister Mag. Karl Schlögl dem Gemeinderat als Entscheidungsgrundlage für den Neubau des Bildungszentrums vor: Die Variante als Niedrigenergiehaus mit der Energiekennzahl 25 würde Investitions-Mehrkosten von mindestens 500.000 Euro verursachen und sich erst in „knapp 300 Jahren“ wirtschaftlich amortisieren (die NÖN berichtete).
Gemeinderat Mag. Christian Schlagitweit (Liste Baum) vermutete zunächst den Purkersdorfer Ziviltechniker DI Dieter Kath „im Verbund mit der WIPUR“ als Urheber der Amortisationsrechnung, doch dieser will mit den vorgelegten Zahlen nichts zu tun haben.
Dieter Kath: „Das Büro Kath hat keine Berechnung auch nur irgendeiner Amortisationszeit durchgeführt. Das ist eine Falschaussage. Von unserem Büro wurde eine Abschätzung der Energiekennzahl bzw. des Heizwärmebedarfs erstellt. Das sind Abschätzungen, aber kein bauphysikalisches Gutachten, denn das ist zu diesem Planungsstand noch nicht möglich.“
Ziviltechniker Kath: „Äpfel mit Birnen verglichen“
Die Zahlen stammen alleine von der WIPUR, so Ziviltechniker Kath: „Da wurde ein Diskussionsrückschluss aus einem Worst-Case-Szenario gezogen und Äpfel mit Birnen verglichen.“ In Wahrheit sei eine Amortisationsberechnung im Vergleich mit dem Energieverbrauch nämlich ein „sehr heikles Thema.“
Als Techniker hat DI Kath schon praktische Erfahrung mit Niedrigenergiehäusern: „Wir haben in Schwechat einen Kindergarten mit einer EKZ (Energiekennzahl) unter 15 und in der Wiener Kandlgasse ein Studentenheim mit EKZ 20 geplant. Aber ein Passivhaus kann sich nicht jeder leisten und die Zusatzförderung des Landes ist marginal.“
WIPUR-Geschäftsführer Werner Prochaska steht weiterhin zu seinen Berechnungen: „Wir haben die Unterlagen für den Gemeinderat gemacht, aber keine Empfehlung abgegeben. Jetzt warten wir auf den Auftrag der Stadtgemeinde.“ Diese einigte sich schlussendlich auf einen Kompromiss mit einer Energiekennzahl von „unter 30 Kilowatt pro Quadratmeter und Jahr, wenn eine kosteneffiziente Erreichung möglich ist.“
Als nächster Planungsschritt sollen durch das Büro Kath mehrere Konstruktionsvarianten erstellt werden. Die Berechnung der Kosten erfolgt wiederum durch die gemeindeeigene WIPUR.
Das zerschlagene politische Porzellan ist für LiB-Gemeinderat Schlagitweit aber noch nicht gekittet: „Ich kann dieses Protokoll nicht unterfertigen.“