In der Stellungnahme zu unserer Petition gegen Schlägerungen schrieb Naturpark-Chef und SPÖ-Stadtrat Dr. Orthofer unter anderem folgendes:
"Es handelt sich um einen mehr als 160 Jahre alte bruchgefährdeten Buchenbestand, der - um den Boden möglichst zu schonen - ohne große Maschinen und mit erheblichem Aufwand über eine Seilkonstruktion geräumt wurde. Der steile und rutschgefährdete Hang wird so wie auch in bisherigen Verjüngungsflächen mit einem vitalen und gut durchmischten Jungbestand aufgeforstet, so wie es im Lauf der letzten 10 Jahre schon bei zwei anderen Abschnitten des Steilhangs gemacht worden ist.
Natürlich schaut die jetzt geräumte Fläche anders aus als das Bild, das sich manche BürgerInnen von einem 'alten schönen Wald' machen. Aber genau deshalb sind diese Forstarbeiten notwendig, damit dieser Teil des Waldes für unsere Enkel und Urenkel wieder so einem märchenhaften Wald-Bild gerecht werden kann. Die Alternative wäre gewesen, abzuwarten, bis die Bäume in den nächsten Jahren von selber absterben und umfallen und die Wanderwege samt Lehrpfad durch diesen Teil des Naturparks zu sperren."
Das wollten wir alles nicht so recht glauben und haben uns einmal in der Lobau umgesehen.
Die Lobau gehört mit ihren eine Million Besuchern jährlich zu den wichtigsten Naherholungsgebieten von Wien.
Gleich beim Eingang fanden wir beim Naturparkhaus - neben vielen anderen interessanten Exponaten - eine Baumscheibe eines 170 Jahre alten Baumes. Selbst wenn Bäume unterschiedlich schnell wachsen, gibt es im Purkersdorfer Wald wohl kaum einen Baum, der auch nur annähernd dieses Alter erreicht. Und: wir hätten gern einen Wald mit 160 Jahre alten Buchen gehabt!
In der Lobau findet man unmittelbar neben den Wander- und Radwegen immer wieder skurril geformte, uralte, morsche Baumriesen. Fällt einer einmal um, so wird gerade einmal das Stück, welches quer über einen Weg zu liegen kommt, herausgeschnitten und entfernt. Von erschlagenen Wanderern und Spaziergängerinnen ist bislang nichts bekannt. Insgesamt ergibt das eine Mischung aus Bäumen unterschiedlichsten Alters und Zustandes, was einerseits der Tier- und Pflanzenwelt zugute kommt, andererseits beim Besucher das Gefühl von ursprünglicher Natur aufkommen lässt. In jedem Nationalpark und in den Biosphärenpark-Kernzonen ist die Waldbewirtschaftung verboten. Ohne Sperren für Besucherinnen und Besuchern. In Purkersdorf braucht es einen Kahlschlag, damit unsere Urenkel einen Märchenwald vorfinden? Herr Dr. Orthofer, pflanzen Sie bitte nicht die Purkersdorferinnen und Purkersdorfer, sondern Bäume!