Mitte Juni 2012 fand in Rio 20 Jahre nach der großen Weltumweltkonferenz wieder ein „Erdgipfel“ statt. 1992 hatte sich die Weltgemeinschaft erstmals zu einer nachhaltigen Entwicklung und einer gerechten Lastenverteilung dabei ausgesprochen. Schon im Vorfeld machten einige Länder wie die USA klar, dass sie hinter Rio 1992 zurückwollten. Heraus kam nun zwar nicht ein „Rio minus 20“, es wurde durch den Druck vieler Bewegungen immerhin die Richtung von 1992 bestätigt, aber es erfolgte auch nicht die notwendige Präzisierung, die angesichts der immer größer werdenden Herausforderungen im Klimaschutz und beim Artensterben. „Umsonst“ war das Ganze doch nicht, denn der größte Teil derer, die nach Rio kamen, wollen ja viel mehr, und da ist ein Meinungsaustausch doch ergiebig. Und letztlich muss es ja weitgehend gemeinsame Lösungen für die gemeinsamen Probleme geben
Gleichzeitig wurde auch ein „Gipfel der Völker“ abgehalten, mit wahrscheinlich über hundertausend Teilnehmerinnen. Er zeigt vor allem eine große beeindruckende Vielfalt der Bewegungen vor allem im Gastgeberland. Dort sind die Umwelt- und sozialen Probleme wirklich auch gigantisch. Die Präsidentin hat kürzlich die weiter rasch fortschreitende Regenwaldabholzung de facto straflos gestellt. Aber immerhin hat die ökologisch und sozial orientierte frühere Umweltministerin Marian Silva beachtliche 20% bei der Präsidentenwahl bekommen.
Die Schlussfolgerung aus den minimalen Ergebnissen einer Konferenz, die auf Regierungsebene die in etlichen Bereichen global dem Abgrund zugehende Entwicklung stoppen hätte sollen: Wenn die Regierenden und Herrschenden nicht fähig sind, die Lebensgrundlagen für künftige Generationen zu sichern, dann müssen “wir“, die Beherrschten von unten die Sache in die Hand nehmen. Wenn in vielen Industrieländern wie in den USA sogar die Probleme geleugnet werden, ja in Lächerliche gezogen werden, dann werden früher oder später Millionen gegen diesen Obskurantismus und gegen die Verschlechterungen der Lebensbedingungen aufstehen.
Darauf zu warten, dass alle Länder mitmachen, ist offenbar nicht mehr möglich. Daher können Länder und auch Regionen vorangehen, andere kommen dann nach.
In Purkersdorf wurde zur Vorbereitung der damaligen Rio-Konferenz vor 20 Jahren das Klimabündnis gegründet. Das Ziel einer 50% Senkung der Klimagase bis 2010 wurde leider fast stillschweigend entsorgt. Einzelne Maßnahmen wurden gesetzt, insgesamt gab es leider keine Trendwende. Es wäre an der Zeit, die „Umweltmusterstadt“ wirklich zu schaffen. Das Projekt der Klima- und Energieregion ist ein Schritt dazu.
Josef Baum, aus Rio zurück