Liste Baum & Grüne laden ein:
„Wie die Politik in die Literatur kommt“
Marlene Streeruwitz – Gespräch, Diskussion, Lesung,
Donnerstag, 10. Dezember 2015, 19 Uhr
Salettl, Wiener Str. 12, Purkersdorf
! Aktuell: Ein Essay der Schriftstellerin in Der Standard unter dem Titel: Die Stunde der Wahrheit des Geldes als passende Einstimmung auf unseren Abend: "Wenn Lachen tötet, dann muss dieser Täterschaft nachgegangen werden. Und. Wenn Lachen gegen demokratische Errungenschaften gerichtet wird, indem die Abwertung von Minderheiten systematisch betrieben wird, dann bleibt nichts anderes übrig, als in aller Form und Mühsal dagegen anzutreten."
Marlene Streeruwitz ist eine der Großen der zeitgenössischen deutschsprachigen Literatur. Als Autorin von Hörspielen, Theaterstücken und Romanen vielfach preisgekrönt, bezieht sie in Essays, Vorträgen und Interviews immer wieder klar und pointiert Stellung zu aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen und Fragen der Zukunft.
Uniformierte Angepasstheit und Unterwerfung an einen marktorientierten Literaturbetrieb war ihre Sache nie. Ihr umfangreiches Werk zeichnet sich durch scharfsinnige Analyse gesellschaftlicher Verhältnisse aus. Dabei kann sie ebenso humorvoll wie hintersinnig und streitbar sein. Aufrichtig, unbeugsam bis rebellisch und politisch engagiert ist Marlene Streeruwitz, eine der erfolgreichsten AutorInnen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur.
Geboren im niederösterreichischen Baden lebt Marlene Streeruwitz heute in Wien und Berlin. Seit Mitte der 80er Jahre schriftstellerisch tätig, wurde sie zuerst bekannt als Autorin von Theaterstücken und Hörspielen. Länger noch als die Liste ihrer literarischen Auszeichnungen und Preise ist jene ihrer veröffentlichten Romane. So ist ihr zuletzt erschienener Roman, „Die Reise einer jungen Anarchistin in Griechenland“, ein Plädoyer gegen die Diktatur des Geldes. Streeruwitz übernimmt dabei die Rolle ihrer jungen Heldin Nelia Fehn aus dem vieldiskutierten Roman „Nachkommen“ und schreibt deren Erstlingswerk. Eigentlich wollte Nelia sich im Ökoresort ihrer Schwester auf Kreta Gedanken machen, wie ihr eigenes Leben nach der Matura nun weitergehen soll. Aber dann wird die Fahrt nach Athen zu ihrem Geliebten Marios eine abenteuerliche Irrfahrt. Nelia Fehns Geschichte erzählt anschaulich, wie es sich mit den Folgen nationaler und internationaler politischer Ereignisse „privat“ lebt.
Nicht nur literarische Brillanz sondern auch gesellschaftspolitische Relevanz ist vermutlich auch von ihrem nächsten Roman zu erwarten, über dessen Hauptfigur Streeruwitz vorerst nur soviel verrät: „Es ist eine ganz alte Sprachwissenschaftlerin, die sich um nichts schert. Eine alte Anarchistin. Und alles beginnt mit dem Kauf einer Pistole.“ Ein spannender Abend mit Lesung, Gespräch und Diskussion ist dem Publikum garantiert.
Marlene Streeruwitz nutzt aber nicht nur ihre Romane als politisches Medium. In zahlreichen Essays, Interviews und Vorträgen kommentiert sie pointiert brisante gesellschaftspolitische Themen und bezieht klar Stellung zu tagesaktuellen Diskussionen. Ihre kritischen Anmerkungen beziehen sich auf den Umgang mit Datenschutz (Stichworte Bankgeheimnis, Registrierkassen) ebenso wie auf die Krise der Demokratie, praktizierte Asylpolitik, die Dominanz der Wirtschaft über Politik oder fehlende Chancengleichheit der Geschlechter. Als Gast beim Europäischen Forum Alpbach zum Thema „Ungleichheit“ meinte Streeruwitz jüngst: „Wir müssen schon sehen, dass die Hegemonien der letzten 30 bis 40 Jahre nichts unternommen haben, um der kommenden Generation eine Welt zu übergeben, die funktionieren kann.“
Moderation: Fritzi Weiß, Gablitz / Christiane Maringer, Purkersdorf
Büchertisch: Buchhandlung Mitterbauer
„Eine Geschichte zu schreiben,
bedeutet, auf Wahrheit zu drängen“
Marlene Streeruwitz
Text: nach Martha Weber
Foto: Marija Kanizai, S.Fischer Verlag